FRITZ!Box 7590: Wenn der integrierte Faxversand streikt
Ein Praxisleitfaden für Fachinformatiker Systemintegration – mit Tipps von Netzleiter
Einleitung
Ironischerweise könnte dies der letzte Blogartikel sein, den wir je über Fax schreiben – denn selbst die Dinosaurier der IT-Kommunikation sterben irgendwann aus. Doch solange Arztpraxen, Apotheken und Behörden ihr Behördenglück noch per Telefax verschicken, müssen die Dinger funktionieren. Wer seine FRITZ!Box 7590 als Fax‐Gateway nutzt, kennt das Phänomen: Ein Dokument rauscht durch, das nächste bleibt stecken – und die Ereignisanzeige wirft kryptische Fehlermeldungen wie „Unsupported Media Type (415)“ oder „Not Acceptable Here (488)“ aus.
Wann tritt das Problem auf?
- VoIP-Anschlüsse ohne sicheres T.38-Fallback – Der Provider wandelt Faxdaten in normalen G.711-Sprachpaketen, ein Paketverlust von nur 1 % genügt für tote Seiten.
- Hybrid-Installationen (Kabelrouter + FRITZ!Box) – Doppelte NAT, SIP-ALG und Latenzspitzen zerstückeln Multi-Page-Faxe.
- Cloud-PBX ohne volles Codec-Portfolio – Die Gegenstelle verweigert schlicht den geforderten Übertragungsmodus, was in 415/488-Errors endet.
- Hohe Leitungsbelastung – Gleichzeitig laufende Backups oder Videokonferenzen sorgen für Jitter; Faxpakete kommen zu spät oder unsortiert an.
Warum ist das gravierend?
- Rechtsverbindlichkeit – Überweisungen, Rezepte oder Mahnungen gelten erst nach erfolgreicher Faxzustellung als fristgerecht verschickt.
- Stille Fehler – Die FRITZ!Box bricht zwar ab, doch der Benutzer merkt es erst Stunden später. Eine wiederholte Übertragung kostet Zeit und Nerven.
- Patienten- und Kundendaten – Unvollständige Faxe gefährden Datenintegrität und können im Worst Case gegen DSGVO-Prinzipien verstoßen.
- Image-Schaden – Wiederholtes „Fax kam nicht an“ wirkt unprofessionell, gerade in medizinischen Einrichtungen.
Genau deshalb zeigen wir in diesem Leitfaden nicht nur die bekannten AVM-Workarounds, sondern liefern tiefergehende Analysemethoden und Provider-Tipps, damit Ihre Faxstrecken heute noch zuverlässig laufen – bis die Welt komplett auf digitale Signaturen umgestiegen ist.
1 Standortangaben korrekt hinterlegen
Falsche Landes- und Ortsvorwahl sabotieren die SIP-Signalisierung.
- Telefonie → Eigene Rufnummern → Anschlusseinstellungen öffnen.
- Land auswählen, z. B. Deutschland.
- Landesvorwahl in zwei Felder aufteilen: 00 | 49.
- Ortsvorwahl zweigeteilt: 0 | 40 für Hamburg.
- Übernehmen und ggf. an der Box bestätigen. (avm.de)
2 Browser ausschließen
Browser-Plug-ins oder alte Caches können das Faxformular stören. Testen Sie Chrome, Edge oder Firefox in einem Inkognito-Fenster. (avm.de)
3 Gegenstellen testen
Senden Sie Ihr Fax an mehrere Nummern (klassisches Analog-Fax, Online-Faxdienst, Büro-Fax). Scheitert es nur bei einer Gegenstelle, liegt die Ursache dort, nicht in Ihrer FRITZ!Box. (avm.de)
4 Ereignisprotokoll lesen – Fehlermeldung übersetzen
Meldung | Bedeutung | Lösung |
---|---|---|
Unsupported Media Type (415) | Provider blockiert angeforderten Codec | G.711 erzwingen oder Anbieter wechseln |
Not Acceptable Here (488) / 606 | T.38 nicht unterstützt | T.38 in der Box deaktivieren oder SIP-Trunk mit T.38 buchen |
0x3301 / 0x3490 | Authentifizierung oder Timeout | SIP-Credentials prüfen, Router neustarten |
System → Ereignisse → Telefonie aufrufen und direkt nach dem Fehler schauen. (avm.de)
5 T.38 in der FRITZ!Box prüfen
- Telefonie → Eigene Rufnummern → Sprachübertragung.
- In der Spalte Kodierung nachsehen: Steht dort „T.38“?
- Ja → Provider unterstützt T.38; Problem sitzt woanders.
- Nein → Ohne T.38 sind Fax-Pakete fehleranfällig. Wechseln Sie auf einen VoIP-Anbieter mit T.38-Support (Netzleiter empfiehlt NFon / sipgate trunking). (avm.de)
6 Aktuelles FRITZ!OS & Neustart
Firmware ≤ zwei Jahre alt? Dann Update einspielen und die Box danach neu starten. Viele Fax-Bugs wurden seit FRITZ!OS 7.50 behoben.
7 Providerseitige Stolperfallen
Anbieter-Szenario | Typischer Effekt | Netzleiter-Lösung |
---|---|---|
Cable-Modem im „Router-Modus“ | doppelte NAT, SIP-ALG | Bridge-Mode aktivieren, FRITZ!Box als SIP-Gateway dahinter |
DSL-Port-Sperre (UDP 5060) | Registrierung instabil | Ticket an Provider, Port-Freigabe, ggf. 5062/5064 nutzen |
Hosted-PBX ohne T.38 | einseitige Faxe | Zusatz-SIP-Trunk nur fürs Fax |
8 Erweiterte Profi-Checks
8.1 SIP-Trace mithören
tcpdump -i any udp port 5060 -w /var/tmp/fax.pcap
Mit Wireshark Öffnen, „t38“ filtern und Frame-Retransmits analysieren.
8.2 Jitter- und Paketverlust messen
Test-Connection -Count 200 -BufferSize 1472 sip.provider.de | `
Measure-Object ResponseTime -Average
<Paketverlust ≤ 1 % – sonst QoS auf dem Router aktivieren.>
9 Alternative: Mail-to-Fax-Services
Bei permanenter Provider-Inkompatibilität empfiehlt Netzleiter rechtssichere Cloud-Faxdienste (COMDESK). Keine T.38-Abhängigkeit, DSGVO-konforme Archivierung.
Fazit
Mit korrekten Standortangaben, einem Blick ins Ereignisprotokoll und einem T.38-fähigen SIP-Trunk lassen sich 90 % aller Faxprobleme an der FRITZ!Box 7590 beheben. Für alles andere steht Ihnen Netzleiter als kompetenter Partner zur Seite – ob Remote-Debugging, Provider-Wechsel oder Komplettbetreuung Ihrer Praxis-IT.
Vertrauen Sie auf Netzleiter, wenn jede Seite zählt!