Hyper-V Netzwerk-Tuning: LSO & RSC deaktivieren – Windows Server Performance für Fileserver maximieren

15.04.2025 | Computer, Medical IT, Sicherheit, Windows

Einleitung

Dieser Leitfaden richtet sich an Fachinformatiker Systemintegration, die bei virtuellen oder physischen Windows-Fileservern wiederkehrende Performance-Engpässe sehen, obwohl Hardware, Virenschutz, DNS und Storage bereits überprüft wurden. Im Fokus stehen zwei Stellschrauben der Netzwerk-Subsysteme:

  1. Auslagerungs- und Offload-Funktionen der Netzwerkkarten (Large Send Offload, RSC usw.)
  2. Receive Segment Coalescing (RSC) im Hyper-V-vSwitch

Die folgenden Schritte helfen, Bandbreite und Latenz zu optimieren und gleichzeitig CPU-Last und Paketverluste im Griff zu behalten.


1 Ausgangskontrolle

Prüfschritt Befehl / Werkzeug Erwartung
Aktuelle Netzwerk­treiber devmgmt.msc → Netzwerkkarte → Treiberdatum nicht älter als 12 Monate
Offload-Status Get-NetAdapterAdvancedProperty Übersicht aller Offload Flags
Hyper-V-vSwitch-Status Get-VMSwitch Spalte EnableSoftwareRsc

Wenn schon hier Unstimmigkeiten auftauchen, zuerst Treiber aktualisieren oder Firmware anheben.


2 Hintergrund: Warum Offload manchmal bremst

Large Send Offload (LSO) und Receive Segment Coalescing (RSC) verlagern Teile der TCP-Segmentierung vom CPU-Stack auf den Netzwerkkontroller. Auf Bare-Metal-Servern mit neuer Hardware steigert das oft den Durchsatz. In virtuellen Umgebungen addiert sich jedoch eine zweite Virtualisierungs-Schicht: Hyper-V muss die Jumbo-Frames erst wieder zerlegen, bevor sie in der VM ankommen. Dadurch kann die CPU-Last sinken, während Latenzen steigen. Microsoft beschreibt diese Zusammenhänge ausführlich im Performance-Tuning-Leitfaden für Netzwerkkarten (learn.microsoft.com).


3 Schritt für Schritt: Offload im Gast und Host abschalten

3.1 Physische Intel- oder Broadcom-NIC auf dem Hyper-V-Host

  1. Geräte­manager öffnen (devmgmt.msc).
  2. Zugriff auf Netzwerkadapter und physische Karte doppelklicken.
  3. Reiter Erweitert wählen.
  4. Folgende Einträge auf Deaktiviert setzen:
    • Large Send Offload V2 (IPv4)
    • Large Send Offload V2 (IPv6)
  5. Übernehmen, kurz testen (Ping und SMB-Copy).

Messpunkt: In Perfmon Zähler \Network Interface\Bytes Total/sec und \Processor(_Total)% Processor Time aufzeichnen. Steigt die CPU-Last moderat (< 10 %), sinkt aber die Dauer eines 5-GB-SMB-Transfers, war die Umstellung erfolgreich.

3.2 Virtuellen NIC in der VM konfigurieren

  1. VM anmelden (lokaler oder domänen­basierter Admin).
  2. Geräte­manager → Hyper-V Virtual Ethernet Adapter.
  3. Reiter Erweitert.
  4. Diese Optionen auf Deaktiviert stellen:
    • Large Send Offload V2 (IPv4)
    • Large Send Offload V2 (IPv6)
    • Recv Segment Coalescing (IPv4)
    • Recv Segment Coalescing (IPv6)
  5. Neustart der VM.

3.3 Offload per PowerShell scripten (Host + Guest)

#   Host
$props = @("LSOv2IPv4", "LSOv2IPv6")
Get-NetAdapter -Physical | ForEach-Object {
    foreach ($p in $props) {
        Set-NetAdapterAdvancedProperty -Name $_.Name -DisplayName $p -DisplayValue "Disabled"
    }
}

#   Guest
$guestProps = @("Large Send Offload V2 (IPv4)",
                "Large Send Offload V2 (IPv6)",
                "Recv Segment Coalescing (IPv4)",
                "Recv Segment Coalescing (IPv6)")
Get-NetAdapter | Where-Object {$_.Name -like "*Hyper-V*"} | ForEach-Object {
    foreach ($p in $guestProps) {
        Set-NetAdapterAdvancedProperty -Name $_.Name -DisplayName $p -DisplayValue "Disabled"
    }
}

4 Hyper-V-vSwitch: RSC gezielt steuern

Microsoft führt Receive Segment Coalescing im vSwitch ab Windows Server 2019 standardmäßig als aktiv. In Hochlast-Szenarien kann das in Kombination mit Storage-Overhead oder älteren Treibern zu Jitter oder paketbasierten Timeouts führen. Das Abschalten erfolgt unkompliziert per PowerShell (learn.microsoft.com).

4.1 aktuellen Status prüfen

Get-VMSwitch | Select Name, EnableSoftwareRsc

4.2 RSC deaktivieren

Set-VMSwitch -Name "Prod-vSwitch" -EnableSoftwareRsc $false

4.3 RSC wieder aktivieren

Set-VMSwitch -Name "Prod-vSwitch" -EnableSoftwareRsc $true

Praxisregel:

  • 1 GBit-Anbindungen und ältere Netzwerkkarten → häufig RSC ausschalten.
  • 10 GBit / RDMA-fähige Adapter → RSC eingeschaltet lassen und nur nach Metrik-Analyse deaktivieren.

5 Validierung und Monitoring

Tool Was prüfen Schwellenwert
iPerf3 (Host ↔ VM) Netto-Durchsatz nahe Leitungsmaximum
SMB-Copy (5 GB Testfile) Transferdauer < 70 % der ursprünglichen Zeit
Perfmon CPU vs. Netzwerklast CPU-Anstieg < 10 % erlaubt
Event Viewer Warnungen im System-/Hyper-V-Log Keine 106, 12389 usw.

Nach jeder Offload-Änderung mindestens einen 10-Minuten-Dauertest durchführen und Ergebnis protokollieren.


6 Troubleshooting-Checkliste

  1. Treiber-Rollback: Neue Karte? Erst neuester OEM-Treiber, dann Windows-Inbox.
  2. RSS & NUMA: Bei > 8 vCPUs RSS aktivieren (Enable-NetAdapterRSS).
  3. Jumbo Frames: Nur einsetzen, wenn alle Geräte im Pfad MTU 9000 unterstützen.
  4. SMB-Multichannel: Ab 10 GBit lohnend, auf VMs mit mehreren vNICs prüfen.
  5. Storage-QoS: Hyper-V-QoS nicht auf denselben vSwitch pinnen.

7 Fazit

Durch das gezielte Deaktivieren bestimmter Offload-Funktionen in physischer und virtueller Netzwerkkarte sowie das bedarfsgerechte Schalten von RSC im Hyper-V-Switch beseitigen Sie typische Engpässe bei SMB-Last oder hochfrequenten Datenbanken. Messen – ändern – erneut messen bleibt der Leitgedanke, denn jedes Hardware-Team agiert anders.

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