Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt beim Weltwirtschaftsforum in Davos klare Kante gegen den Protektionismus und für ein starkes Europa. Bei der Digitalisierung sieht sie einigen Nachholbedarf in Deutschland.
Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Auftritts auf dem Weltwirtschaftsforum in Davoseingeräumt, dass Deutschland in einigen Bereichen der Digitalisierung hinterher hinkt. Beim Thema Zukunftstechnologien wie künstlicher Intelligenz denke Deutschland über den Schulterschluss mit Frankreich nach, um im Rennen mit Ländern und Regionen mit klareren strategischen Zielen nicht abgehängt zu werden, sagte Merkel.
Insgesamt stehe Deutschland wirtschaftlich nach 11 Jahren Wachstum heute gut da, führte Merkel aus, und habe auch Fortschritte etwa beim Thema Industrie 4.0 gemacht. Allerdings sei Deutschland „nicht führend“ in einigen Bereichen der Digitalisierung, räumte sie ein. Länder wie Estland seien dabei weit voraus, etwa die Dienste der öffentlichen Verwaltung fit fürs Digitalzeitalter zu machen. Verwaltung, Schule und Bildung in Deutschland müssen nachziehen. Außerdem sei ein besseres Anreizsystem für Start-ups dringend notwendig.
„Soziale Marktwirtschaft 4.0“
Während in manchen Entwicklungsländern die Digitalisierung genutzt werde, um Entwicklungsschritte zu überspringen, ist man in Deutschland an funktionierende analoge Systeme gewohnt, erklärte die Kanzlerin. Dass Deutschland eine alternde Gesellschaft sei, führe ebenfalls zu langsamerem Fortschritt. Merkel unterstrich gleichzeitig, dass der digitale Umbau durch entsprechende Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und bei der Ausbildung begleitet werden müsse. Um soziale Verwerfungen zu vermeiden, brauche es ihrer Ansicht nach parallel zur Industrie 4.0 eine „Soziale Marktwirtschaft 4.0.“
Unter Druck sieht Merkel Europa auch in der Frage, wie man mit dem neuen Grundrohstoff der Digitalgesellschaft, den Daten, umgehen will. „Wir Europäer haben das noch nicht entschieden“, sagte die Kanzlerin und warnte, Europa und Deutschland könnten damit von großen US-Firmen oder auch Firmen in China, die Daten höchst erfolgreich zum Kern ihres Geschäftsmodells machten, abgehängt werden. (Monika Ermert)